Falk Herrmann,
08.11.2021
TGA

Wie kühlen wir in Zukunft?

Kältetechnik ist ein wichtiger Baustein beim Klimaschutz in Gebäuden. Alternative Kältemittel tragen kaum noch zur Erderwärmung bei, erfordern allerdings eine sorgsame und fachgerechte Handhabung. Wer seine Kühlanlagen umweltfreundlich auslegen will, muss langfristig denken.

Der nächste Sommer …

… kommt bestimmt, auch wenn so manchem im Novembernebel die Kältetechnik nicht so recht in den Sinn kommen mag. Sie sollte es aber, denn Kühlanlagen werden im Zeichen stetig ansteigender globaler Durchschnittstemperaturen nicht nur immer wichtiger – sie tragen auch in erheblichem Maße selbst zur Klimaerwärmung bei. R404A, ein immer noch im Einsatz befindliches Kältemittel, hat zum Beispiel ein Global Warming Potential (GWP) von 3922. Will heißen: In hundert Jahren bewirkt ein Kilogramm davon so viel Temperaturanstieg wie fast vier Tonnen CO2.

Dass eine solche Chemikalie im klimabewussten Europa keine Zukunft haben kann, liegt auf der Hand. Schon jetzt gelten strenge Beschränkungen, etwa bei der Nachfüllmenge. Bis 2030 dürfen noch Low-GWP-Kältemittel eingesetzt werden – übergangsweise. Ob synthetische Kältemittel mit einem GWP von 150 und mehr dann überhaupt zulässig sind, ist mehr als fraglich; und unterhalb dieses Wertes dürfte es aufgrund der Verknappung immer teurer werden.

Die natürlichen Kältemittel …

… sind auf lange Sicht in jedem Fall die bessere Alternative. Sie basieren auf CO2, Propan, Isobutan, Ammoniak oder Wasser. Bereits jetzt werden Hydrofluorolefin-(HFO)-Kältemittel wie R1234 yf /ze/ zd, R449A und R452A angeboten, deren GWP-Werte unter 10 liegen. Weitere Alternativen befinden sich in der Entwicklung und Erprobung.

So ganz ohne technische Herausforderungen wird die Umstellung auf die neue Kältemittelgeneration allerdings nicht möglich sein. Natürliche Kältemittel können toxisch sein, etwa Ammoniak, oder brennbar, beispielsweise Propan. Neue Kältemittelmischungen müssen ebenfalls fachgerecht gehandhabt werden, sonst drohen neue Umweltschäden, wie etwa bei R1234yf, dessen Zerfallsprodukt Trifluoressigsäure (TFA) das Trinkwasser gefährdet.

Die nächste Regelverschärfung …

… ist wohl ebenso sicher wie der Jahreszeitenwechsel, denn der nichtlinear ansteigende Klimawandel dürfte schon bald wieder neuen Handlungsdruck in der Politik hervorrufen.

Als sicher darf gelten:

  • Herkömmliche Kältemittel werden immer knapper und teurer.
  • Die Alternativen werden immer besser verfügbar und immer preiswerter.
  • Der Wartungsaufwand nach der Umstellung, zum Beispiel bei Dichtigkeitsüberprüfungen, steigt.

Unsicher ist derzeit:

  • welche technischen Eigenschaften die neuen Kältemittel und -gemische letztlich haben werden und welche neuen Herausforderungen sich daraus ergeben,
  • wie sich die Preise der Kältemittel-Alternativen genau entwickeln,
  • wie sich Märkte und Preise für Recycling-Kältemittel in Zukunft verhalten.

Wer dem aktuellen Strukturwandel also nicht permanent hinterherlaufen will, der muss langfristig denken – und sich als Planer, Investor oder Betreiber einen Partner suchen, der sich sehr intensiv mit Chemie, Physik, Märkten, Preisen und Risiken beschäftigt.

Wir von Caverion tun genau das. Wir betrachten jedes Gebäude ganzheitlich und über den gesamten Lebenszyklus. Das gilt auch und besonders für die langlebige Klima- und Kältetechnik. Wir empfehlen nicht die momentan billigste Lösung, sondern ein System, mit dem der Kunde auch mittel- und langfristig auf der sicheren und kostengünstigen Seite bleibt.

Denn eines ist sicher: Die Zukunft kommt ganz bestimmt.
Und meist schneller als man glaubt.

Über den Autor

Falk Herrmann
Falk Herrmann Projektleiter Kälte