Kühle für die Spüle - Kältetechnik im Produktionsprozess
Falk Herrmann,
07.07.2021
TGA

Kühle für die Spüle

Mit einer Rohr-im-Rohr-Kühlung bringt Caverion eine Kunststoff-Lösemittel-Mischung auf die richtige Betriebstemperatur. Solche kundenspezifischen Projekte sind in der Industrie keine Seltenheit. Hier muss sich die Kältetechnik flexibel an den Produktionsprozess anpassen.

Beim Wort Sirupkühlung …

… mag so mancher Angehörige der Generation Tritop noch an zu verdünnende Kaltgetränke denken, oder an Großmutters Holundersaft.  Bei der Schock GmbH in Regen versteht man unter Sirup allerdings ein Gemisch aus Polymethylmethacrylat (PMMA), auch Acrylglas genannt, und dem Lösemittel Methacrylsäuremethylester (MMA). Diese Mixtur, plus 75 Prozent Quarzsand, bildet die Grundlage für einen Komposit-Werkstoff, mit dem elegante Küchenspülbecken hergestellt werden.

Zu warm darf es dieser Mischung allerdings nicht werden: Der Sirup polymerisiert bei über 25 °C – er würde bei dieser Temperatur also bereits in den Transportrohren fest werden. Deshalb muss die Mischung in drei Stunden von ihrer Ausgangstemperatur 20 °C auf 13 °C abgekühlt werden.

Derart individuelle Anwendungsfälle und Herausforderungen brauchen kundenspezifische Lösungen. Unsere Kältetechniker entwickelten daher in enger Zusammenarbeit mit dem Kunden ein System aus zwei ineinander liegenden Edelstahlrohren, die mit Abstandshaltern in Position gehalten werden. Während im innenliegenden Transportrohr der bereits erwähnte PMMA-MMA-Sirup fließt, wird Wasser durch das umgebende Kühlrohr gepumpt – und zwar entgegengesetzt zur Förderrichtung.

Pumpte man das Kühlmittel in derselben Richtung wie den Sirup, würden sich Temperaturen der beiden Flüssigkeiten im Streckenverlauf immer mehr annähern, bis schließlich kein Energietransport mehr stattfände. Ein Gegenstromkühler hingegen garantiert jederzeit für den größtmöglichen Temperaturgradienten – und der Sirup bekommt die richtige Prozesstemperatur. Dieses Prinzip kennen viele noch aus dem Chemieunterricht, wo der so genannte „Liebig-Kühler“ zum Einsatz kam.

Bestens isoliert, wird die eingesetzte Energie optimal genutzt, damit wirklich nur der Sirup gekühlt wird – und nicht die Luft in der Produktionshalle. Die Durchflussmenge des Kühlmittels regelt die Anlage nach der Kühlleistung. Eine Wärmepumpe bringt das Kühlwasser auf die richtige Temperatur. Bei einer Außentemperatur von mehr als 5°C wird automatisch auf ressourcenschonende Freikühlung umgeschaltet, das ist dann alles wieder Standardtechnik.

Beim Begriff Kundenservice …

... haben wir von Caverion allerdings sehr hohe Standards. Denn Spezialaufträge im Bereich Kältetechnik gehen bei uns recht häufig ein. Hier gilt es stets die praktikabelste und langfristig kosteneffizienteste Lösung zu finden. Dabei muss sich die Kühl- an die Prozesstechnik anpassen – und nicht umgekehrt. Deshalb stehen wir von Anfang an sehr eng mit dem Kunden im Dialog: Er kennt seine Prozesse und definiert seine Ziele, wir haben das Know-how und Expertisen, die Systeme und Verfahren, mit denen wir diese Ziele erreichen. Wir übernehmen die Planung genauso wie die Installation und die laufende Wartung. Und sorgen mit unserer Technik dafür, dass nicht nur die Produktion stets reibungslos läuft, sondern auch, dass diese nachhaltiger und energiesparender erfolgt.

Nicht nur bei Küchenspülen.

Über den Autor

Falk Herrmann
Falk Herrmann Projektleiter Kälte

Text: Eva-Maria Beck, Illustration: Thomas Hardtmann