Outsourcing von Facility-Management-Dienstleistungen – Warum zögert der Mittelstand?
Holger Winkelsträter,
13.06.2019
Facility Management

Outsourcing von Facility-Management-Dienstleistungen – Warum zögert der Mittelstand?

Outsourcing – immer noch ein Begriff, der negativ behaftet ist. Das Vorurteil besagt, dass große Konzerne Produktion und Dienstleistungen in Billiglohnländer auslagern, um Kosten einzusparen. Eine Deutung, die so bei weitem nicht mehr stimmt. Vor allem durch die Auslagerung von Gebäudedienstleistungen gewinnen Betriebe an Flexibilität und Expertise. Doch gerade mittelständische Unternehmen, die sich in komplexen Märkten zunehmend auf ihre Kernkompetenzen konzentrieren müssen, zögern vor der Zusammenarbeit mit einem FM-Dienstleister. Woran liegt das?

Der Trend ist eindeutig:

Extern erbrachte Facility Services knackten Anfang des Jahres erstmals die Marke von 60 Milliarden Euro. Bis 2021 soll der Markt jährlich um mehr als vier Prozent wachsen. Die Auslagerungsquote stieg in den vergangenen sieben Jahren um ca. 10 Prozent. Besonders die Erbringung technischer Dienstleistungen ist gefragter denn je: Grund ist die zunehmende Technisierung von Gebäuden und Anlagen, die ein tiefgreifendes technisches Verständnis voraussetzt.

„Wie der Gesamtmarkt der Facility-Management-Anbieter profitiert auch Caverion von diesem Trend. Im ersten Quartal dieses Jahres konnten wir ein Wachstum im Service deutlich über Marktdurchschnitt verzeichnen“, erläutert Patrik Uharcek, Leiter der Business Unit Service der Caverion. „Viele unserer Kunden setzen bereits seit Jahren auf uns als externen Partner. Wir stellen ein festes Team vor Ort und arbeiten eng mit den internen Mitarbeitern zusammen.“ 

Es wird immer schwieriger, den Gebäudebetrieb mit eigenen Mitteln zu stemmen

Also doch Outsourcing auf Kosten der Stammbelegschaft? „Nein, denn als Treiber für diese Entwicklung sehen wir weniger den Kostendruck auf Auftraggeberseite“, so Uharcek weiter. Ausschlaggebend sei vielmehr, dass das Betreiben von Gebäuden komplex ist und wichtige interne Ressourcen bindet. „Man darf nicht vergessen, dass Gebäude eines der teuersten Produktionsmittel überhaupt sind. Die Bewirtschaftungskosten summieren sich auf ein vielfaches der Errichtungskosten. Dazu kommen gesetzliche Betreiberpflichten und das Berichtswesen.“ Facility-Management-Profis bringen das nötige Know-how und vor allem den nötigen Überblick mit. Und das rechnet sich langfristig für Unternehmen: Einsparungen zwischen zehn und 30 Prozent sind realistisch. 

Kurz gesagt: Es gibt viele Argumente dafür, Facility-Management-Dienstleistungen an einen externen Partner zu vergeben. Man sollte meinen, dass gerade der Mittelstand einer Auslagerung aufgeschlossen gegenübersteht. Denn dieser gerät durch Globalisierung, Digitalisierung und den Fachkräftemangel zusehends unter Druck, sich auf das Kerngeschäft zu fokussieren. Wobei noch schwerer wiegen dürfte, dass die Anforderungen von Kommunen, Land, Bund und EU an das Gebäudemanagement immer anspruchsvoller werden. Und es auf lange Sicht schwierig ist, die nötigen Kompetenzen innerhalb des eigenen Unternehmens aufzubauen. 

Mehr als die Hälfte der Mittelständler arbeitet nicht regelmäßig mit einem Facility-Management Dienstleister zusammen

Doch die Zahlen sprechen eine andere Sprache: Einer Studie des Deutschen Verbands für Facility Management zufolge, lassen nur knapp 70 Prozent der Mittelständler Wartung und Inspektion der Gebäudetechnik durch einen Fremddienstleister erbringen. Eine mindestens monatliche Zusammenarbeit findet nur bei knapp über 40 Prozent der befragten Unternehmen statt. Zum Vergleich: Bei der letzten 360°-Facility-Management-Studie von Drees & Sommer lag der übergreifende Wert von Unternehmen jeder Größe bei 86 Prozent. 

Viele Leistungen – wie Energiemanagement – sind kaum bekannt

Dabei ist die Erbringung von Wartungsleistungen nur ein kleiner Teil eines modernen Facility Managements. Leistungen, die über die klassischen Hausmeisterdienste hinausgehen, sind jedoch häufig nicht bekannt. Dazu zählt zum Beispiel das Energiemanagement. Nur ca. 40 Prozent der befragten Mittelständler kennen dieses Angebot. Entsprechend selten wird es in Anspruch genommen: Nicht einmal jeder zweite Befragte holt sich hierfür externe Kompetenz ins Haus. 

Verantwortung und Outsourcing müssen kein Widerspruch sein

Wer Optionen nicht kennt, kann diese auch nicht in Anspruch nehmen. Darüber hinaus gibt es weitere Gründe, warum der Mittelstand vergleichsweise wenig mit Facility-Management-Dienstleistern zusammenarbeitet: Zwei Drittel der befragten Unternehmen geben an, dass sie die anfallenden Arbeiten bislang sehr gut mit eigenen Mitarbeitern bewältigen. Jeder sechste hat noch nicht einmal ernsthaft über eine Fremdvergabe nachgedacht. An den FM-Dienstleistern scheint es dagegen nicht zu liegen: Nur ein kleiner Teil findet die Angebote unpassend oder zu teuer. Eine Vermutung könnte sein, dass gerade Geschäftsführer im Mittelstand ihre Verpflichtung gegenüber den eigenen Mitarbeitern und der Heimatregion sehr ernst nehmen und deshalb vor Outsourcing zurückschrecken.

Dabei fällt das Fazit derer, die diesen Weg bereits eingeschlagen haben, durchaus positiv aus: Insgesamt beurteilen die mittelständischen Unternehmen ihre Dienstleister mit einer Durchschnittsnote von 2,6Trotzdem sehen sie FM-Anbieter stärker in der Pflicht, Angebote zu präsentieren, die fachliche Kompetenz, eigene Ideen und Nachhaltigkeit kombinieren. 

Fazit

Mit den gestiegenen technischen und gesetzlichen Anforderungen im Gebäudebetrieb lagern Unternehmen immer häufiger Facility-Management-Dienstleistungen aus. Auch der Mittelstand hat längst erkannt, dass die effiziente Bewirtschaftung des eigenen Unternehmensstandorts ein wichtiger Wettbewerbsfaktor ist. Allerdings wird immer noch ein Großteil des Gebäudebetriebs mit internen Ressourcen gestemmt. Auch, weil dem Mittelstand das Angebotsspektrum und große das Potenzial, welches eine externe Partnerschaft eröffnet, unterschätzen. An dieser Stelle sind auch die Dienstleister gefragt, ihre Leistungen besser zuzuschneiden und zu kommunizieren. Nur dann profitieren beide Seiten von einer Zusammenarbeit.

Mehr zum Thema auf der Messe Servparc

Verfolgen Sie zu diesem Thema auch die Podiumsdiskussion „Facility Management im Mittelstand“ auf der Servparc 2019. Caverion Mitarbeiter Peter Neundörfer diskutiert mit weiteren hochkarätigen Teilnehmern anderer Unternehmen auf der Interaction Stage die aktuellen Entwicklungen in diesem Bereich. Moderiert wird die Runde von Kerstin Galenza, Redakteurin beim Bauverlag.

Wann: 26. Juni 2019 von 11 bis 12 Uhr
Wo: Servparc, Frankfurt am Main

Dieser Beitrag entstand für das Fachmagazin Facility Manager. 

Über den Autor

Holger Winkelsträter
Holger Winkelsträter Leiter Marketing & Kommunikation

Text: Beate Eichinger, Illustration: Thomas Hardtmann